22.03.2017 | Kanzleimanagement

Serie: Die größten Herausforderungen für Steuerberater bis 2019

Von Alexandra Buba *

Martin Schulz läuft sich schon mal warm, die Datev sortiert sich auf der CeBIT erstmals nach Prozessen, nicht nach Produkten; Europa stellt erneut ganz explizit die Verhältnismäßigkeit von Berufsreglementierungen in Frage und der Deutsche Steuerberaterverband fordert vorsorglich schon mal eine Neuregelung der Kompetenzen des Berufsstands im Sozialversicherungsrecht von der noch neu zu wählenden Bundesregierung. Was heißt das für Steuerberater? Das will STB Web in den kommenden Monaten in einer Serie beleuchten.

Symbolfoto: Zukunft gestalten
(Foto: © animaflora - Fotolia.com)

Tempora mutantur – die Zeiten ändern sich, sagt der Lateiner. Und weiter: Wir ändern uns mit ihnen. Das allein sagt freilich noch nichts darüber aus, mit welcher Geschwindigkeit und welchem Grad an eigenem Willen wir das tun. In einer gefühlt sich ständig beschleunigenden Welt steht im Auge des Sturms, wer Ausschau hält nach den Dingen, die demnächst tatsächlich einer aktiven Veränderung bedürfen.

Wie sollen sich Steuerberater zu den Zukunftsfragen, die ihnen auch die Bundessteuerberaterkammer ins Stammbuch geschrieben hat, verhalten? „Steuerberatung 2020“ stammt aus dem Jahr 2014 – die Hälfte der Zeitstrecke ist zurückgelegt; die Hälfte der Wegstrecke vermutlich nicht. Das heißt aber nicht automatisch, dass viele oder gar alle etwas versäumt hätten, sondern kann auch bedeuten, dass die Zeit für manche Herausforderung noch nicht reif war oder die Dinge sich selbst überholt haben.

Herausforderung 1: Digitalisierung bewältigen

Außer Frage steht für die meisten Steuerberater selbst aber, dass es eine Reihe von Handlungsfeldern gibt, in denen sie künftig aktiv werden müssen. In der vor einem halben Jahr veröffentlichten STATX-Umfrage der Bundessteuerberaterkammer waren das in besonderer Weise die Digitalisierung – oder die Antwort auf die Frage „Die Zunahme elektronisch abgewickelter Geschäftsprozesse und der Ausbau der E-Government-Lösungen erfordert von den Steuerberatern eine deutlich aktivere Auseinandersetzung mit dem Einsatz dieser neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten.“

Diese Aussage bejahten 85 Prozent der Befragten, weitere zehn Prozent mit Einschränkungen. Für vorbereitet auf die Herausforderungen hält sich indes ein gutes Drittel – erstaunlicherweise hat der Anteil derer, die sich gut präpariert fühlen, im Vergleich zu Verläuferuntersuchung in 2012 um sieben Prozent abgenommen. Ein weiteres Drittel gib an, „eher vorbereitet“ zu sein, der Rest fühlt sich unvorbereitet. Ob dies tatsächlich der Fall ist und inwieweit die heute auf dem Markt verfügbaren Lösungen überhaupt dem entsprechen, was vielleicht in wenigen Jahren oder doch eher Jahrzehnten Standard sein wird, ist derzeit offen. Auseinandersetzen müssen sich aber - nicht zuletzt durch den Druck seitens der Verwaltung – alle mit dem Thema.

Teil 1: Stell dir vor, es ist Digitalisierung und keiner geht hin!

Herausforderung 2: Sich im dynamischen Marktumfeld positionieren

Große Übereinstimmung herrscht zwischenzeitlich unter Beratern bei der Frage, welchen Rahmenbedingungen künftige Geschäftsmodelle genügen müssen. Die Loyalität der Mandanten sinkt, der Preisdruck steigt – das meinen laut STAX drei Viertel der Berater. Marktkenner gehen davon aus, dass die Dynamik im Markt zwar zunehmen wird, sinkende Umsätze jedoch nicht das große Problem sein werden. Das liegt daran, dass die Anzahl der Kanzleien in den kommenden Jahren eher abnehmen dürfte; ein erheblicher Teil könnte aus Altersgründen einfach auslaufen, da Kanzleien aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr automatisch verkäuflich und übertragbar sein werden wie in der Vergangenheit.

Ein Drittel der Kanzleien fühlt sich laut STAX im Übrigen nicht darauf vorbereitet, künftig mit schneller wechselnden Mandanten stärker über ein angemessenes Honorar zu diskutieren. Vertriebs- oder auch Personalthemen sind für knapp die Hälfte der Berater heute noch kein Thema – obwohl die Mehrheit davon ausgeht, dass diese in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden. Woher die Kompetenzen kommen sollen, ist freilich offen.

Teil 2: Seien Sie durchschnittlich! - Wie man sich in einem dynamischen Marktumfeld positioniert

Herausforderung 3: Mitarbeiter für sich gewinnen und binden

Die Qualität der Kommunikation spielt nicht nur für die Mandantenseite eine wesentliche Rolle, sondern auch bei den Mitarbeitern. 13 Prozent der Kanzleien hatten im Jahr 2014 unbesetzte Stellen, ein Vierteil der Berater hat Probleme, Ausbildungsstellen adäquat zu besetzen. Im Wesentlichen liegt das an fehlenden qualifizierten Bewerbern, die Konkurrenz durch andere Ausbildungsberufe ist groß, das Image des Berufs noch immer nicht das attraktivste.

Einfacher wird die Mitarbeitersuche dabei in Zukunft sicher nicht – die Ansprüche der jüngeren Generation steigen und treffen auf einen Markt, der ihnen die Durchsetzung derselben erlaubt. Denn der Berufsstand benötigt weiterhin einen Zuwachs an Mitarbeitern. Bis 2020 rechnen laut STAX-Befragung die Kanzleien im Median mit einem Stellenzuwachs um vier Mitarbeiter. Ob diese für realistisch rekrutierbar gehalten werden, wurde nicht gefragt. Wie begehrt mittlerweile qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Steuerfach sind, zeigt die Tatsache, dass mittlerweile sogar Kanzleien ihretwegen gekauft werden.

Teil 3: Wer schlachtet den Stier? - Mitarbeiter für sich gewinnen und binden

Herausforderung 4: Nachfolge regeln

Die Übertragung von Kanzleien ist für den Berufsstand ein weiteres wichtiges Thema – insbesondere für den Teil der Beraterschaft, der bereits älter als 60 Jahre ist. 27 Prozent der Steuerberater sind dies inzwischen. Für sie stellt sich in den kommenden Monaten und Jahren die Frage, wer ihre Kanzlei übernehmen soll. Häufig kommen die Kinder nicht in Frage, zudem ist der Erlös aus einem Verkauf als fester Bestandteil der Altersvorsorge eingeplant.

Die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt nicht nur leicht sinkende Preise, sondern auch eine rückläufige Nachfrage an. Das stellt diejenigen Kanzleien vor ein größeres Problem, die von Markt als wenig attraktiv angesehen werden: Kanzleien auf dem Land, solche mit überwiegend älteren Mitarbeitern und wenig zeitgemäßen Prozessen und Strukturen. Dennoch die Nachfolge zu regeln, ist die größte Herausforderung dieser Kanzleien.

Im zweiten Teil der Serie lesen Sie, wo Steuerberater in Sachen Digitalisierung heute stehen und was sich in den kommenden beiden Jahren verändern könnte.

Teil 4: Alt werden Sie später - die Nachfolge regeln Sie besser gleich

* Autorin:

Alexandra Buba ist freie Journalistin und spezialisiert auf die Themen der Steuerberatungsbranche. Ihr besonderer Schwerpunkt sind Management- und IT-Themen (www.medientext.com). Sie schreibt regelmäßig für die STB Web-Redaktion.

 

 

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 22.03.2017, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.