23.08.2017 | Kanzleimanagement

Alt werden Sie später - die Nachfolge regeln Sie besser gleich

Teil 4 unserer Serie: "Die größten Herausforderungen für Steuerberater bis 2019"

Von Alexandra Buba *

Ein Unternehmen ersetzt die Lebensversicherung und die Altersvorsorge – oder? Tatsächlich war dies für Steuerberater der früheren Generationen der Fall. Doch heute sieht die Situation anders aus: Viele Kanzleien, die auf den Markt kommen, weniger potenzielle Nachfolger, und das alles mitten drin im technologischen Wandel. Das ist Ihnen egal, weil Sie heute erst 40, 45 oder 50 Jahre alt sind? Sollte es aber nicht. Im letzten Teil der Serie erfahren Sie, was Sie jetzt tun müssen, damit die Nachfolge nicht nur reibungslos läuft, sondern vor allem der Verkaufserlös passt. 

(Foto: © gustavofrazao - Fotolia.com)

Es gab eine Zeit, da mühte sich die Versicherungsbranche um Bausparkunden zu werben – frei nach dem Motto: „Papa, dann möchte ich ein Spießer werden“. Eher an das Morgen denn an das Heute zu denken, ist der mittleren Generation näher als ihren Vorgängern. Was später wird, ist wichtiger denn je. Das bezieht sich bei Unternehmern aller Couleur aber nicht unbedingt auf die längerfristige Zukunft ihres Unternehmens. Nachfolge ist ein Thema, das aller Zukunftssensibilität zum Trotz noch immer stiefmütterlich behandelt wird.

Womöglich werden wir ja ohnehin bald alle 200 Jahre alt – medizinisch kann das möglich sein. Arbeiten geht dann vielleicht bis 135. Wer auf die Altersstruktur der deutschen Steuerberater schaut, könnte den Eindruck gewinnen, das solche phantastischen Szenarien tatsächlich eine Rolle spielen. Das tun sie natürlich nicht, und doch herrscht eine tiefe Ratlosigkeit beim Blick auf das eigene unternehmerische Beschließen.

Ein knappes Drittel ist über 60

Die Berufsstatistik weist es klar aus: 27 Prozent der Steuerberater haben bereits den 60. Geburtstag hinter sich, fast zehn Prozent davon sind sogar älter als 70 Jahre. Rund ein Viertel ist jeweils zwischen 40 und 50 beziehungsweise zwischen 50 und 60. Fokussiert auf die Frage der Nachfolge – die spätestens mit 50 in den Blick rücken sollte – müsste gut die Hälfte der Beraterschaft das Thema aktuell als Herausforderung begreifen.

Sich frühzeitig Gedanken zu machen, ist aus einer ganzen Reihe von Gründen notwendig. Zunächst einmal beobachten Kanzleimakler seit einigen Jahren nicht nur leicht sinkende Preise für Kanzleien, sondern auch einen Schwund an potenziellen Nachfolgern. Das hängt damit zusammen, dass die Selbstständigkeit für junge Steuerberater heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Attraktiver – mehr Sicherheit bei ähnlichem Einkommen – erscheint die Anstellung in einer größeren Kanzlei.

Weniger Existenzgründer

Das macht vor allen denjenigen zu schaffen, die außerhalb der Ballungsräume einen Nachfolger suchen. Schwierig wird es auch dann, wenn die Kanzlei viele spezifische Beratungsfelder anbietet. Dies ist aber in Zeiten des immer komplexer werdenden Rechts eigentlich das Gebot der Stunde.

Wenig attraktiv sind Kanzleien mit vielen älteren Mitarbeitern und solche mit einem gealterten Mandantenstamm. Im konkreten Nachfolgeprozess bedeutet dies nicht nur, dass die Suche nach einem Nachfolger langwierig sein kann und empfindliche Abschläge beim Kaufpreis drohen – schlichtweg, weil ausscheidende Berater irgendwann kompromissbereit sein müssen.

Bestehende Kanzleien als Käufer

Eine wichtige Käufergruppe in der Vergangenheit waren aber nicht nur Existenzgründer, sondern vor allem bestehende Kanzleien auf Wachstumskurs. Diese seien deutlich kritischer geworden, berichten Insider. Attraktiv sei eine Kanzlei dann, wenn nicht nur der Standort passe, sondern auch die Mitarbeiter hochqualifiziert und keinesfalls im Durchschnitt eher älter seien.

Was bedeuten diese Befunde aber nun für diejenigen, die sich heute – völlig untypischerweise - im mittleren Lebensalter mit der Frage der Nachfolge auseinandersetzen? Tatsächlich lässt sich ja der Standort nicht beliebig verändern, nur um künftig attraktiv zu bleiben. Ebenso verhält es sich mit dem Kanzleiteam.

Eher den Hebel ansetzen können Berater an der Rendite ihrer Kanzlei, die den Marktwert entscheidend beeinflusst. Das funktioniert über effiziente Prozesse und strukturierte Mandantenneuakquise. Auch der Ausbau der betriebswirtschaftlichen Beratung ist ein Thema. Nachhaltig wertsteigernd ist sie als Geschäftsfeld aber nur, wenn sie über den Status des reinen Projektgeschäfts hinauskommt und zudem zumindest teilweise von den Mitarbeitern übernommen werden kann.

Nachfolger frühzeitig binden

Neben diesen betriebswirtschaftlichen Maßnahmen, die ganz unabhängig von der Frage der Nachfolge Nutzen stiften, empfiehlt es sich, bereits in jüngeren Jahren potenzielle Nachfolger zu identifizieren. So wird vermieden, dass später mühsam auf dem Markt ein Kandidat gefunden werden muss.

Der erste Blick vieler Unternehmer gilt zunächst einmal der Familie. Kommen eigene Kinder als Nachfolger in Frage? Die Praxis zeigt, dass sie dies in vielen Fällen eher nicht als schon tun. Denn erstens müssen sie in der Steuerberatung die einschlägigen Examina bestehen, und zweitens sind heute die Berufswege und persönlichen Vorstellungen zur Verwirklichung der eigenen Ambitionen weitaus vielschichtiger als in früheren Jahren.

Daher ist es wenig sinnvoll, abzuwarten, ob Sohnemann oder Frau Tochter vielleicht nicht doch irgendwann auf den Trichter kommen. Das schadet im Übrigen nicht nur der Kanzlei, sondern auch dem Familienklima. Besser ist es, sich im professionellen Umfeld umzusehen. Sofern es der Ertrag der Kanzlei zulässt, kann frühzeitig ein Berufsanfänger in die Kanzlei aufgenommen werden. In etlichen gemeinsamen Arbeitsjahren lernt man sich kennen – und im besten Fall schätzen. Am Ende kann dann eine zeitlich klar fixierte Kaufoption stehen.

Mehrere Versuche wagen

Doch auch hier gilt: Abwarten und hoffen ist die falsche Strategie. Erweist sich der junge Kollege als weniger geeignet, ist es besser, sich wieder zu trennen und einen erneuten Versuch zu starten. Das klingt nicht nur mühsam, sondern es ist auch. Letztlich kann aber, wer kritisch auf den Markt blickt, nur diese Empfehlung aussprechen – sofern Sie das Thema Nachfolge heute überhaupt schon interessiert...


* Autorin:

Alexandra Buba ist freie Journalistin und spezialisiert auf die Themen der Steuerberatungsbranche. Ihr besonderer Schwerpunkt sind Management- und IT-Themen (www.medientext.com). Sie schreibt regelmäßig für die STB Web-Redaktion.

(STB Web)

 

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 23.08.2017, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.