25.03.2015 | Weinkolumne
Von Viola C. Didier, Stuttgart *
Das elsässische Strasbourg ist immer eine Reise wert. Ganz besonders Ende Februar. Denn dann findet die jährliche Weinmesse unabhängiger Winzer statt, die für Wein-Liebhaber unerwartete Schätze bereithält. Was es in diesem Jahr zu entdecken gab, lesen Sie in unserer heutigen Weinkolumne.
Beim „Salon des Vignerons Indépendants de France“ – der Messe unabhängiger Winzer Frankreichs – präsentierten in diesem Jahr über 570 Aussteller ihre Weine mehr als 60.000 Besuchern. So groß die Messe auch ist, so persönlich ist dennoch das Erlebnis für den Besucher. Schließlich trifft man an jedem Stand den Winzer an, erfährt aus erster Hand alles zu den angebotenen Weinen und seinen Besonderheiten. Natürlich sind alle Regionen Frankreichs vertreten; kleinste Champagner-Produzenten wechseln sich mit starken Merlot-Anbietern ab, vom gutbürgerlichen Landwein bis zum exklusivsten Burgunder ist alles dabei. Eines haben jedoch alle gemeinsam: Die hier anwesenden Winzerfamilien bilden gewollt und bewusst den Gegenpart zur internationalen Weinindustrie, indem sie die Traditionen wahren, ihre Weinberge selbst bewirtschaften, den Wein selbst lesen und abfüllen. Die Weine sind also in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes.
Der Rote mit dem gewissen Etwas
Direkt ins Auge gefallen ist mir Winzerin Brigitte Soulier, die 1999 ihren Job als Betriebswirtin an den Nagel gehängt hat und das Weingut Château la Robertie übernahm. Jeder von ihr produzierte Wein ist organisch und absolut hochwertig – bis hin zum Etikett, das individuell für jeden Jahrgang von einem Künstler der Region designt wird. Klassisch-fantastisch schmeckt ihr vollmundiger Côtes de Bergerac (La Robertie Haute 2011), ein eleganter Cuvée aus den Trauben Merlot, Cabernet Franc und Sauvignon. Ein Roter, der samtig an Brombeeren und Eichenfässer erinnert und zu Fleisch, Wurst und Käse harmoniert.
Der Weiße im Reagenzglas
Ebenfalls außergewöhnlich präsentiert sich Winzer Jacques Perromat aus dem Gebiet Graves. Seinen Château d´Armajan des Ormes füllt er in Reagenzgläser ab – so edel ist der Tropfen. Und der erste Schluck der goldenen Flüssigkeit überrascht tatsächlich: Lebkuchen kommt mir in den Sinn, dennoch ist eine lebhafte, fruchtige Frische dabei, aromatisch und angenehm. 2009 sei ein eindrucksvoller Jahrgang, erklärt der Maître persönlich. Wer Süße nicht scheut, sollte hier zugreifen.
Fazit: Ein großes Erlebnis, das den Weinkeller mit besonderen Flaschen auffüllt, die jeweils von einer persönlichen Geschichte begleitet werden. Wer Weine nicht von der Stange kaufen will und sich für Winzerfamilien und Anbaugebiete interessiert, der sollte einen Besuch des „Salon des Vignerons Indépendants de France“ unbedingt einplanen.
* Über die Autorin:
Die Juristin Viola C. Didier arbeitet in Stuttgart als freie Journalistin und gründete 2003 das spezialisierte Redaktionsbüro RES JURA für Steuern, Recht und Wirtschaft (www.resjura.de). Sie twittert unter @RES_JURA
Mehr über die STB-Web-Weinkolumne lesen Sie hier: "Wein und Steuern – eine verheißungsvolle Verbindung"