21.04.2015 | Arbeitsmarkt

Atypische Beschäftigungen vor allem auf dem Land

In Deutschland waren 2014 rund 39 Prozent aller abhängig Beschäftigten in Teilzeit, Leiharbeit oder Minijobs tätig. Das zeigen neue Auswertungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.

Die atypische Beschäftigung - Teilzeit, Leiharbeit oder Minijobs - bleibt weit verbreitet: Durchschnittlich fast vier von zehn Arbeitnehmern in Deutschland hatten 2014 kein Normalarbeitsverhältnis. In manchen westdeutschen Städten und Landkreisen haben Teilzeitstellen, Minijobs und Leiharbeit sogar einen Anteil von deutlich mehr als 50 Prozent an allen abhängigen Hauptbeschäftigungsverhältnissen. Im Vergleich zu 2013 ist der Anteil geringfügig gestiegen. „Insbesondere die Zahl der Teilzeit- und Leiharbeiter hat zugenommen“, sagt Dr. Toralf Pusch, Arbeitsmarktexperte des WSI.

Unterschiede bei west- und ostdeutschen Frauen

Am stärksten verbreitet ist atypische Beschäftigung in den westdeutschen Flächenländern: Schleswig-Holstein lag 2014 mit 42,7 Prozent vorn, gefolgt von Rheinland-Pfalz mit 41,8 und Niedersachsen mit 41,6 Prozent. Auf Stadt- und Kreisebene kommen Delmenhorst und Landshut mit 54,1 und 52,9 Prozent auf die höchsten Quoten. Im Osten Deutschlands liegen die Werte meist deutlich darunter. Pusch führt dies auf andere Erwerbsmuster vor allem bei Frauen zurück. Im Westen seien Frauen deutlich häufiger atypisch beschäftigt als im Osten. Das liege unter anderem an traditionellen Rollenbildern gerade auf dem Land sowie an fehlenden Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Am niedrigsten ist der Anteil atypischer Beschäftigung in Thüringen mit 35,6 Prozent.

Teilzeitarbeit entspricht selten den tatsächlichen Arbeitszeitwünschen

Den WSI-Daten zufolge arbeiteten 2014 insgesamt 21,8 Prozent aller abhängig Beschäftigten in Teilzeitjobs. Diese Gruppe machte damit den größten Anteil der atypischen Arbeitsverhältnisse aus. Längst nicht jede Teilzeitbeschäftigung sei prekär, betont Pusch. Doch häufig entspreche Teilzeitarbeit nicht den tatsächlichen Arbeitszeitwünschen der Beschäftigten. Einen Minijob als Hauptverdienst hatten laut WSI 15,1 Prozent der Beschäftigten. In den ostdeutschen Bundesländern sei die Zahl der Minijobs erstmals seit Jahren deutlich zurückgegangen, gleichzeitig die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gestiegen.

(Hans-Böckler-Stiftung / STB Web)

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