24.07.2013 | Beratungsfelder
Von Prof. Dr. Peter Knief, Köln *
Eine gute betriebswirtschaftliche Beratung ist der beste Dienst für den Unternehmer-Mandanten. Der Mittelstand braucht zunehmend eine bessere Transparenz seiner wirtschaftlichen Lage, um seine nachhaltigen Erfolge nicht nur in Kreditverhandlungen realistisch darstellen zu können. Die - seit 1966 unveränderte - Standard-BWA Nr. 1 nennt sich zwar "betriebswirtschaftliche Auswertung", wird jedoch den unternehmerischen Anfordernissen 2013 nicht mehr gerecht. ;
In diesen Monaten Juni/Juli 2013 beginnt weltweit der Finanzierungszins nach der Finanzmarktkrise wieder zu steigen. Basel III wird ab 1.1.2014 die Kreditwirtschaft zwingen, ihr Eigenkapital drastisch zu erhöhen: das bedeutet indirekt mittelfristig nicht unbeträchtliche Zinserhöhungen für alle Kreditnehmer. Umso wichtiger wird es, die Finanzierung der Unternehmen frühzeitig – schon in 2013 - zu optimieren. Die sich anbahnenden Zinserhöhungen nach der Finanzmarktkrise sind das Signal.
Dazu bedarf es aussagefähiger, mit dem laufendem Rechnungswesen tagfertig verknüpfter betriebswirtschaftlicher Analysen. Bevor die Mandanten bei wahrscheinlich steigenden Zinsen um- oder neu finanzieren, überprüfen Sie als ihre Beraterinnen und Berater die gegenwärtige Finanzierung und die Struktur des Vermögens und seine Rentabilität. Dabei sind fachlich umfassende, tief analysierende Lösungen gefragt: Nur ein ganzheitliches Beratungskonzept gewährt volle Zufriedenheit und Erfolg bei einer immer anspruchsvolleren Klientel - und trägt somit zu einem möglichst langfristigen Mandat bei.
Die neue BWA "Finanzinformation" wird sowohl den Anfordernissen der Unternehmen, als auch der Kreditwirtschaft gerecht. Sie entspricht den Anforderungen des §18 KWG. Wesentlich erscheint dem Verfasser, dass nicht nur eine stichtagsbezogene Betrachtung verfolgt wird, sondern eine dynamische Betrachtung mit einem 3-Jahresvergleich: dieser zeigt dann die Entwicklung der Vergangenheit bis dahin; ohne eine solche Betrachtung sind Planungsrechnungen nicht zu verantworten. Vielmehr sind die buchführenden und beratenden Berufe herausgefordert, mit innovativen, fachlich aussagefähigen Auswertungen inspirierend neue Ideen der Finanzierung umzusetzen.
Die BWA "Finanzinformation" (für SKR 03 und SKR 04) zeichnet sich aus durch ihre knappe, dennoch anspruchsvolle und vollständige Finanzierungsanalyse auf einem Blatt - für die Brieftasche. Dazu erhalten die Anwender eine sehr ausführliche 9-seitige Legende.
In den ersten drei Zeilen werden die Unternehmensleistung, die Wertschöpfung und das vorläufige Ergebnis als Vorspann zur allgemeinen Information vorangestellt. Neu ist der Ausweis der Wertschöpfung. Diese ermittelt sich hier als Summe aus: Gewinn an die Eigenkapitalgeber, Zinsen an die Fremdkapitalgeber, Steuern an den Staat, Löhne an die Arbeitnehmer.
Die rechtsformenneutrale BWA ermittelt den "nicht entnommenen Gewinn", danach das EBT, EBIT und EBITDA: das EBITDA ist eine wesentliche ertragsorientierte Cashflow-Größe vor Steuern und Zinsen und damit ein sehr aussagefähiger Indikator für die Innenfinanzierungskraft. Eine Besonderheit ist schließlich der so genannte EBITDA-Multiple.
Das EBITDA im Verhältnis zu den Darlehensverbindlichkeiten (einschl. Leasingverbindlichkeiten) zeigt als Multiplikator die Finanzierungskraft und die Verschuldungsfähigkeit: je nach Zinsniveau, Eigenkapital- und Gewinnsituation ergeben sich unterschiedliche Multiples, je niedriger je besser. Für die Kreditvergabe ist diese Kennzahl mit entscheidend und eine schnelle (auch international) Beurteilungskennzahl. Der Unternehmer und sein Berater sollten diese betriebsindividuelle Kennzahl im Auge halten.
Der 3-Jahresvergleich zeigt sehr anschaulich die Entwicklung über drei Jahre in Werten der Gesamtleistung, Wertschöpfung und des vorläufigen Ergebnisses. Das Ausschüttungs- bzw. Entnahmeverhalten im Zeitablauf wird ebenso deutlich wie die Zusammensetzung und Relation des EBITDA zur Leistung. Die Analyse des Cashflow und des erweiterten Cashflow in seiner Entwicklung zeigt im Beispiel den Einbruch im Jahre 2011 und die nicht unerhebliche Verbesserung in 2012.
Mit der Bilanzerstellung sollte gleichzeitig der 3-Jahresvergleich ausgedruckt werden, vor allem aber der unterjährige Verlauf des soeben bilanzierten Jahres; bei Abgabe der Bilanz sollte der Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung bis zu diesem Zeitpunkt dargestellt werden, insbesondere auch grafisch.
Nutzen-Erwägungen:
Mit der BWA "Finanzinformation" erlangt die Kreditwürdigkeitsprüfung ein neues Niveau; sie wird treffsicherer. Diese BWA ist intelligenter als der traditionelle Stichtagsvergleich von zwei Jahresabschlüssen.
Downloads:
Wesentliche und weiterführende Literatur:
* Hinweise zum Autor:
Dr. Peter Knief ist heute Unternehmensberater in Köln. Von 1972 bis 2009 war er selbständiger StB und WP, außerdem war er Professor für betriebliche Steuerlehre an der EUFH (Europäische Fachhochschule Rhein/Erft) in Brühl. Er beschäftigt sich seit den 80-iger Jahren mit individuellen BWA; er ist Autor von zwei Büchern in der früheren DATEV-Schriften-Reihe (Nr. 4 und Nr.9).
Homepage: www.peter-knief.de
E-Mail-Kontakt: dr@peter-knief.de
Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 24.07.2013, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.