18.09.2023 | Studie
Weniger als zehn Prozent aller Haushalte, die eine Putz- oder Haushaltshilfe in Anspruch nehmen, melden diese auch an, zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Sie putzen im Haus, mähen den Rasen oder erledigen Einkäufe: In mehr als 4,3 Millionen deutschen Haushalten arbeitete im Jahr 2021 jemand, der den Bewohnern bei alltäglichen Aufgaben unter die Arme greift. Das geht aus Zahlen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) hervor. Die wenigsten von ihnen sind allerdings angemeldet: So hatten nach Zahlen der Minijobzentrale im März 2023 gerade einmal rund 287.000 Haushalte einen Minijob angemeldet.
In Privathaushalten sozialversicherungspflichtig angestellt waren laut Bundesagentur für Arbeit im Mai diesen Jahres 45.800 Personen; schätzungsweise 20.000 weitere arbeiten in durchschnittlich drei Haushalten selbstständig. Fügt man die Zahlen zusammen, ergibt sich eine Lücke von 3,94 Millionen Haushalten, in denen unangemeldet gearbeitet wird – eine Quote von fast 91 Prozent.
Haushaltshilfen für Pflegesystem elementar
Der Grund: Für beide Seiten ist die Anmeldung noch immer unattraktiv. Die Auftraggeber wollen oft keine zusätzlichen Verpflichtungen eingehen, etwa Lohn zahlen, wenn die Haushaltshilfe krank oder im Urlaub ist. Die Hilfen fürchten wiederum bürokratische Hürden und rechnen nicht mit einer finanziellen Verbesserung durch die Anmeldung – weil sie wenig verdienen, gibt es beispielsweise meist ohnehin nur eine kleine Rente. Krankenversichert sind sie oft bereits über die Familienversicherung.
Dabei sind Haushaltshilfen eine enorme Erleichterung und stützen unter anderem das Pflegesystem, wie eine IW-Auswertung von SOEP-Daten zeigt. So arbeitete im Jahr 2021 mit 47,4 Prozent in fast jedem zweiten Haushalt mit Pflegebedürftigen eine Haushaltshilfe. Die Haushaltshilfen entlasten so die Pflegekassen und fangen einen Teil des Fachkräftemangels in der Pflege auf.
Gutschein-Modell als Lösung?
In einigen europäischen Ländern wurden Anreize in Form von Vergünstigungen und Subventionen geschaffen. So haben Frankreich und Belgien die Anmeldung durch Gutschein-Modelle attraktiver gemacht. Finnland und Schweden locken mit steuerlichen Anreizen. "Haushalts- und Putzhilfen bekommen nicht die Wertschätzung, die sie verdienen", sagt IW-Verhaltensökonom Dominik Enste. "Gerade in der Pflege sähe es ohne ihre Arbeit düster aus. Die Bundesregierung sollte mit einem einfachen Gutschein-Modell, das der Arbeitsminister schon 2021 angekündigt hat, den Arbeitsplatz Privathaushalt attraktiver machen".
(IW / STB Web)
Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 18.09.2023, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.