10.12.2015 | Studie

Fast jeder Zehnte ist überschuldet

Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland ist 2015 zum zweiten Mal in Folge angestiegen. Die Auskunftei Creditreform berichtet von einer Schuldnerquote von 9,92 Prozent oder rund 6,7 Millionen Bürgern, die überschuldet sind. Der Anstieg der Schuldnerzahlen beruht ausschließlich auf einer Zunahme der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität.

Dabei ist die die Neigung zur Überschuldung nicht in allen Regionen oder Bevölkerungsgruppen gleich groß. So liegt die Schuldnerquote in den neuen Bundesländern bei 10,26 Prozent und damit über dem Vergleichswert im Westen (9,86 Prozent). Allerdings ist der prozentuale Anstieg der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität im Westen stärker ausgeprägt ist als im Osten, auch die absolute Zunahme der Überschuldungsfälle im Osten Deutschlands fällt deutlich schwächer aus als im Westen.

Große Spannbreite unter den Bundesländern

Die derzeit insgesamt eher heterogene Überschuldungsentwicklung spiegelt sich im Vergleich der Schuldnerzahlen zum Vorjahr nach Bundesländern. In immerhin acht Bundesländern ist ein Rückgang der Überschuldungsfälle, in sieben Bundesländern ist ein Anstieg zu verzeichnen und in einem Bundesland bleibt die Zahl der Schuldner nahezu konstant. Die Spannweite reicht von einem Plus von 18.000 Fällen in Bayern bis hin zu marginalen Veränderungen der Schuldnerzahlen im Saarland. Die Abweichungen der Schuldnerquoten kommen im Vergleich zum Vorjahr auf einen Anstieg von + 0,34 Punkten in Sachsen bis hin zu einem Rückgang von - 0,24 Punkten in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein.

Auch Überschuldung wird weiblicher

Die Zahl überschuldeter Frauen hat sich in den letzten zwölf Monaten um rund 0,6 Prozent und die der männlichen Schuldner um 0,7 Prozent erhöht. 2015 galten damit rund 7,39 Prozent der deutschen Frauen über 18 Jahren als überschuldet; bei Männern sind dies aktuell 12,61 Prozent. Das Thema „Junge Überschuldung“ bleibt virulent, zeigt aber einen weiter rückläufigen Trend. So ist die Zahl junger Schuldner in Deutschland (unter 30 Jahre) 2015 um ca. 60.000 Fälle auf rund 1,69 Millionen Schuldner und somit stärker als im Vorjahr zurückgegangen.

Im Gegensatz dazu ist die Schuldnerzahl und Schuldnerquote in der ältesten Schuldnergruppe in diesem Jahr weiter angestiegen. Die Schuldnerquote beträgt hier rund 1,16 Prozent, wobei der Anstieg stärker auf eine Zunahme der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität („nachhaltige Zahlungsstörungen“) zurückzuführen ist. Derzeit müssen rund 150.000 Menschen in Deutschland ab 70 Jahren als überschuldet eingestuft werden. Wie rapide aber die Überschuldung im Alter zunimmt, zeigt der Zuwachs alleine in den letzten beiden Jahren. Bei den über 70-Jährigen beträgt er 35,4 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen 12,4 Prozent.

(Creditreform / STB Web)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 10.12.2015, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.