13.12.2017 | Mittelstands-Studie

Studie: Jede zweite Finanzierung über die Hausbank läuft nicht reibungslos

46 Prozent der mittelständischen Industrieunternehmen, die ihre Maschinen, Anlagen und Geräte über ihre Hausbank finanzieren, haben Probleme damit, das Institut von ihrer Investition zu überzeugen. Helfen könnten neue Modelle, die Echtzeitdaten aus der Produktion in einen Zusammenhang zu den Finanzkennzahlen stellen.

(Foto: Prof. Dr. Dirk Schiereck, TU Darmstadt)

Nahezu jeder zweite Industriebetrieb nimmt für neue Maschinen, Anlagen und Geräte Kredite bei seiner Hausbank auf – 46 Prozent ohne und 42 Prozent mit Stellung dinglicher Sicherheiten. Aber das funktioniert nicht immer: Insgesamt 46 Prozent dieser Unternehmen beklagen, ihre Bank lasse sich nur schwer von ihren Investitionsplänen überzeugen. Als „leicht“ oder sogar „sehr leicht“ bezeichnen jeweils lediglich drei Prozent der Firmen derartige Gespräche mit ihrer Hausbank. Das sind Ergebnisse der Studie „Industrieller Mittelstand und Finanzierung 4.0“ *. Der digitale Mittelstandsfinanzierer creditshelf hat dafür zusammen mit der TU Darmstadt 187 Vorstände und Geschäftsführer befragt.

Klassische Investitionspläne oft nicht mehr ausreichend

„Unsere Studie zeigt, dass viele Mittelständler ihre Banken förmlich um Kredite für Investitionsvorhaben anbetteln müssen. Statt sich damit abzufinden, sollten die Unternehmen jetzt handeln“, fordert Prof. Dr. Dirk Schiereck von der TU Darmstadt, der die Untersuchung wissenschaftlich begleitet hat. „Wenn die Betriebe ihren Kreditgebern ihre bisher internen Zahlen bis hin zu Industrie-4.0-Daten gut aufbereitet zur Verfügung stellten, könnten sie deren Entscheidungen deutlich vereinfachen und beschleunigen.“

Verknüpfung von Echtzeit-Produktionsdaten und Finanzkennzahlen

Tatsächlich arbeiten bereits 47 Prozent der Firmen bei ihren Investitionsentscheidungen mit einem Modell, das industrielle Daten in Zusammenhang zu den Finanzkennzahlen stellt. Weitere 42 Prozent der Befragten bauen dies momentan auf. In ein derartiges Modell fließen in erster Linie die Betriebsstunden ein (60 Prozent), gefolgt von den Verbrauchswerten (55 Prozent), den Wartungsintervallen (53 Prozent) und den Durchlaufzeiten sowie Reklamationen (jeweils 51 Prozent). Zudem berücksichtigen die Firmen die Ausschussquote sowie – in geringerem Maße – die Unfälle.

Den Kreditgebern neue Kennzahlen-Modelle vorlegen

„Viele mittelständische Industriebetriebe sind auf einem guten Weg, was die Verknüpfung ihrer Echtzeit-Produktionsdaten und Finanzkennzahlen angeht. Etwa neun von zehn Unternehmen beschäftigen sich inzwischen damit“, sagt Dr. Tim Thabe, Gründungspartner und Vorsitzender der Geschäftsführung von creditshelf. „Der nächste Schritt ist, die bislang intern genutzten, neuen Kennzahlen-Modelle den Kreditgebern vorzulegen. Und zwar nicht nur der eigenen Hausbank, die möglicherweise schon auf die letzten Investitionspläne des Unternehmens skeptisch reagiert hat, sondern auch Investoren aus der Fintech-Welt, die mit diesen Daten genauso selbstverständlich umgehen wie mit klassischen Umsatz- und Erlösplanungen.“


* Über die Studie „Industrieller Mittelstand und Finanzierung 4.0“

Die Studie „Industrieller Mittelstand und Finanzierung 4.0“ beruht auf einer Befragung des digitalen Mittelstandsfinanzierers creditshelf (www.creditshelf.com) im Juli 2017. Insgesamt nahmen 187 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrieunternehmen (Vorstände, Geschäftsführer und Mitglieder der Geschäftsleitung) an der Online-Erhebung durch ein Marktforschungsinstitut teil. Die Studie wurde wissenschaftlich begleitet von Prof. Dr. Dirk Schiereck, Leiter des Fachbereichs Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt.

(creditshelf / STB Web)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 13.12.2017, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.