24.03.2016 | Sozialpolitik

Immer mehr ältere Bundesbürger müssen eine Privatinsolvenz beantragen

Das Problem der Altersarmut ist in Deutschland in den letzten Jahren verstärkt in sozialpolitische Diskussionen gerückt. Die Wirtschaftsauskunftei Bürgel hat im Zuge dieser Debatte die Privatinsolvenzen von Bundesbürgern in der Altersgruppe "61 Jahre und älter" detailliert ausgewertet.

Während die Privatinsolvenzen in Deutschland seit fünf Jahren rückläufig sind, sind die Privatinsolvenzen bei den Senioren 2015 das vierte Mal in Folge angestiegen. Nach den starken Zunahmen in den letzten Jahren (2012: plus 1,2 Prozent, 2013: plus 8,4 Prozent, 2014: plus 13,9 Prozent) nahmen die Fallzahlen  in der Altersgruppe "61 Jahre und älter" 2015 um 0,6 Prozent zu (10.751 Fälle). Von 2011 bis 2015 stiegen die Privatinsolvenzen in der Altersgruppe "61 Jahre und älter" um 25,8 Prozent.

Eine weitere Eigenschaft unterscheidet die Privatinsolvenz von älteren Bundesbürgern im Vergleich zu den anderen Altersgruppen. Das Schuldenvolumen ist in der Altersgruppe "61 Jahre und älter" mit knapp 45.000 Euro höher als bei jüngeren Betroffenen.  Der Bundesdurchschnitt überschuldeter Verbraucher liegt bei circa 34.000 Euro.

Mehr Männer als Frauen betroffen

Beim Blick auf die Geschlechter zeigt sich, dass auch bei den älteren Bundesbürgern mehr Männer eine Privatinsolvenz anmelden müssen. 6.365 oder 65 Insolvenzen je 100.000 Einwohner in der Altersgruppe "61 Jahre und älter" wurden von Männern angemeldet (Frauen 4.386; 37 je 100.000 Einwohner).

Ursachen für eine Überschuldung im Alter, die in einer Privatinsolvenz mündet, resultieren der Bürgel-Untersuchung zufolge aus dem schlechten Arbeitsmarkt in der Vergangenheit und dem Wandel der Erwerbsformen. Dazu zählen die Zunahme von Niedriglohnbeschäftigung und Langzeitarbeitslosigkeit sowie Anstiege der Unterbrechungen in den Verläufen des Erwerbseinkommens. Das Risiko einer Privatinsolvenz im Alter wird zudem durch hohe Kosten im Krankheitsfall und eine gescheiterte Selbstständigkeit erhöht.

Knapp eine Mio. Rentnerinnen und Rentner beziehen Grundsicherung im Alter

Viele der älteren Bundesbürger sind bereits heutzutage auf eine Grundsicherung angewiesen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts beziehen derzeit knapp eine Million Rentnerinnen und Rentner die staatliche Grundsicherung im Alter, die Hälfte etwa wegen einer dauerhaften Erwerbsminderung. Die Zahl der Bezieher von Altersgrundsicherung hat sich zwischen 2003 und 2014 fast verdoppelt. Um finanziellen Engpässen und Schulden zu begegnen, haben in den letzten Jahren zudem Senioren vermehrt Minijobs angenommen. Diese Entwicklungen in Verbindung mit dem demografischen Wandel werden dazu führen, dass künftig eine immer größer werdende Bevölkerungsgruppe vor finanziellen Problemen im Alter stehen wird.

(Bürgel / STB Web)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 24.03.2016, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.