08.03.2016 | Studie

Undemokratischer Managernachwuchs

Mitbestimmung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer prägt die Unternehmenskultur, die Entscheidungsprozesse und den betrieblichen Alltag in großen Unternehmen. In der Ausbildung künftiger Manager kommt sie hingegen fast nicht vor, zeigt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie.

Demokratische Prinzipien im Arbeitsleben derart auszublenden, stelle eine hoch problematische Lücke in den Inhalten von BWL-Studiengängen dar, warnen die Forscher. Sie haben die Ausbildungsinhalte von mehr als 50 Studiengängen an 25 Hochschulen, darunter die zehn größten Universitäten, analysiert. Sie fanden heraus, dass das Thema "Mitbestimmung" zwar nicht völlig ausgeklammert wird, aber auch kein grundsätzlicher Bestandteil der Lehrpläne ist. Die entsprechenden Veranstaltungen sind in der Regel nicht verpflichtend für alle Studierenden.

Inhaltlich werden Mitbestimmungsgremien werden als Rahmenbedingung behandelt, mit der sich das Management zu arrangieren hat. Gelegentlich würden sie allerdings direkt als Störfaktor oder Hemmschuh dargestellt. Nur in den wenigsten Studiengängen wird die Mitbestimmung gestalterisch begriffen, so die Wissenschaftler. Besonders in den personalwirtschaftlichen Lehrplänen sei vielfach ein Grundverständnis der Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehungen verankert, das keinen Raum für kollektive Interessenvertretung lässt.

Dieser Lernstoff korrespondiere in gewisser Weise mit den Ansichten vieler Studierender. Wie Befragungen zeigen, zeichneten sich BWLer überdurchschnittlich häufig durch eine distanzierte demokratische Grundhaltung aus, so die Forscher. Öfter als Studenten anderer Fachrichtungen gäben sie vor allem materielle Gründe als Studienmotiv an. Fachliches Interesse oder Beweggründe wie gesellschaftlicher Nutzen oder soziale Verantwortung würden seltener genannt.

(Böckler-Stiftung / STB Web)

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