26.02.2014 | Weinkolumne

Weinkolumne: Starke Rote aus Südtirol

Von Manuel Maurer, München

Als Rotweintrinker, der obendrein kräftigere Tropfen bevorzugt, bin ich bisher nie auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet Südtirol mir etwas bieten könnte. "Südtirol und Wein" war für mich immer "irgendwas mit Vernatsch". Tatsächlich aber ist Südtirol eine der spannendsten Weinregionen überhaupt mit einer erstaunlichen Sortenvielfalt.

Alpines und mediterranes Klima sorgen für eine große Vielfalt in dem
vergleichsweisen kleinen Anbaugebiet Südtirol. (Foto: © Nikolaus Strauss
- Fotolia.com)

Das Besondere an der Weinbauregion Südtirol ist das Spektrum an verschiedenen Klimazonen und unterschiedlichen Böden, die eine dementsprechende Bandbreite an weißen und roten Rebsorten zulässt. So gleichen mediterrane Klimaeinflüsse die etwas raueren Bedingungen der nördlichen Gebiete hervorragend aus. Die weißen Rebsorten nehmen insgesamt ca. 55 Prozent ein, die roten 45 Prozent - hier gibt es also mitnichten "nur" den Vernatsch. Ohne dieser dem württembergischen Trollinger ähnlichen autochthonen Rebsorte Unrecht tun zu wollen, stellte ich bei meiner Entdeckungstour begeistert fest, dass sich auch der Cabernet Sauvignon - meine absolute Lieblingsrebsorte - in Südtirol sehr wohl fühlt, und zwar schon seit rund 150 Jahren.

Sonnenverwöhnter Cabernet Sauvignon

Die für den Cabernet Sauvignon charakteristischen Aromen von schwarzen Johannisbeeren und Brombeeren kommen bei den niedrigen Hektarerträgen in Südtirol und langen Reifezeiten sogar besonders gut zur Geltung. So findet man in Südtirol auch eine ganze Reihe qualitativ sehr hochwertiger Cabernets sowie im Barriquefass ausgebaute Riservas.

Mein Favorit ist der Cabernet Sauvignon Riserva vom Weingut Thurnhof (www.thurnhof.com) bei Bozen, der an einer der wärmsten Lagen in ganz Südtirol reifen kann. Um ihn noch ausgewogener zu machen, werden 10 bis 15 Prozent an Merlot-Trauben mitvergoren. Nach 15 Monaten im Eichenfass wird er abgefüllt und erfreut den Gaumen mit seinem vollen Körper und einem langen Abgang. Preislich liegt die Flasche bei 17,50 Euro. Ebenfalls empfehlen kann ich den "Cabernet Riserva Kirchhügel" von der Kellerei Kurtatsch (www.kellerei-kurtatsch.it) im südtiroler Unterland. Auch diese Trauben wachsen in sonnenexponierter Lage und werden zusammen mit 15 Prozent Cabernet Franc ganze 14 Monate in Barriquefässern ausgebaut. Die Flasche kostet 15,70 Euro.

Roter Klassiker Lagrein

Eine weitere, spannende Rebsorte für Rotweintrinker, die es gerne kräftiger mögen, ist der Lagrein. Hierbei handelt es sich wie beim Vernatsch um eine so genannte autochthone Rebsorte, d. h. sie hat ihren Ursprung in Südtirol. Ein bisschen verwandt ist sie mit dem Syrah, kein Wunder also, dass auch einige Weingüter in Australien und Kalifornien auf den Lagrein aufmerksam wurden und ihn - in kleinen Mengen - anbauen. Der Lagrein ist ähnlich charaktervoll wie der Cabernet Sauvignon. Waldbeeren, Kirschen und Veilchen bestimmen sein Aroma, von der Säure her ist er eher weich und samtig, dunkelrot in der Farbe.

Empfehlen möchte ich Rotweinliebhabern den Lagrein "DI ORA IN ORA" von der Winzerfamilie Carlotto, ebenfalls im südtiroler Unterland ansässig. Auch dieser Rotwein ist eine Riserva, reift jedoch zur Hälfte in Barriques und zur Hälfte in großen Holzfässern. Nach zwölf Monaten wird der Wein im Stahltank zusammengelegt und sechs Monate später abgefüllt. Mir gefällt dieser Wein deshalb besonders gut, weil er - vermutlich durch eben diese Vorgehensweise - eine nicht so starke Vanillenote hat, wie sie Riservas durch das Holz verliehen bekommen, und die mir bei manchen Riservas etwas zu ausgeprägt ist. Der Preis liegt hier bei 16,50 Euro die Flasche.

Soweit mein kleiner Ausflug in die Weinregion Südtirol, der hoffentlich viele Leserinnen und Leser auf Lagrein & Co. neugierig macht.