25.04.2025 | Fachartikel

Dieses KI-Trio hebt Ihre Beratung auf ein neues Level

Zusatzinfo
DKB

Von Angela Hamatschek, Steuerberater-Netzwerk delfi-net

Beratung ist das, was Ihnen am meisten Freude macht – wenn Sie denn mal dazu kommen. Denn zwischen Kapazitätsplanung, Mitarbeitergesprächen, Abschlusskontrolle und Zuruf-Beratung ("geht auch ganz schnell" oder "ist nur eine Kleinigkeit") bleibt oft wenig Raum für tiefer gehende Beratungsgespräche. Dabei steckt gerade dort der eigentliche – und auch besser abrechenbare – Wert Ihrer Arbeit. Zeit also, dass jemand mitdenkt. Hierfür gibt es jetzt eine spannende Unterstützung: die sogenannten KI-Beratungsassistenten.

Symbolbild: KI-Assistent
(Foto: © iStock.com/NanoStockk)

Bei der Digital Accountancy Show in London Anfang April hat meine Kollegin Cordula mehrere Lösungen im Live Betrieb gesehen und wir haben uns überlegt, wie sich das auf eine deutsche Steuerberatungskanzlei übertragen lässt.

Wir stellen Ihnen drei Bereiche vor, in denen KI in der Kanzlei einen echten Mehrwert liefert. Für den Einsatz dieser drei Assistenten eignen sich verschiedene Tools und ihre Kombination, z.B. der Microsoft 365 Copilot mit ChatGPT, Power BI, Perplexity. Um es ein bisschen anschaulicher zu machen, präsentieren wir für jeden Einsatzbereich den passenden KI-Kollegen:

  • Kilian – der Datenanalyst für Buchführung und Jahresabschluss,
  • Kia – die Zahlendolmetscherin mit der Unternehmerperspektive,
  • Klara – der Trendscout mit dem strategischen Weitblick

Hier stellen sich die drei vor und bewerben sich um eine Stelle bei Ihnen – und wer weiß, vielleicht gehören sie morgen schon zu Ihrem Team:

Kilian, der Steuergestalter mit Taschenrechner-Hirn

Kilian liebt §-Zeichen und Excel-Zellen. Er hat alle steuerlichen Optionen im Blick – von der klassischen Firmenwagen-Frage ("1 Prozent oder Fahrtenbuch?") bis zur Gewinnverlagerung durch Investitionsabzugsbeträge.

Was Kilian kann – ein paar Beispiele:

  • Daten analysieren und Muster erkennen: Er sieht, wenn eine Mandantin regelmäßig gegen Jahresende investiert – und schlägt vor, wie man daraus steuerlich mehr machen kann.

  • PKW-Nutzung clever gestalten: Kilian vergleicht für jeden Einzelfall, ob sich die Pauschalmethode lohnt – oder ob sich ein Fahrtenbuch wirklich auszahlt. (Und ja, er berücksichtigt auch den neuen E-Auto-Vorteil.)

  • Vorauszahlungsprognosen liefern: Auf Basis der Buchführung simuliert Kilian mögliche Gewinnentwicklungen und sagt, was das fürs Finanzamt bedeutet – damit es keine bösen Überraschungen gibt.

Und das Beste: Er macht das, ohne dass Sie stundenlang in Berechnungen oder Gesetzestexten versinken. Kilian liefert Vorschläge, die Sie nur noch prüfen, anpassen und mit Ihrem Mandanten oder Ihrer Mandantin besprechen. So bleibt mehr Zeit für das Gespräch – und für die wirklich kniffligen Fälle.

Was Kilian braucht: Aktuelle und qualitativ geprüfte Daten

Angela Hamatschek
Foto: Angela Hamatschek

Damit die KI ihr steuerliches Gestaltungsfeuerwerk zünden kann, braucht sie Daten – aktuell, korrekt und gut aufbereitet. Hier kommt Ihr Software-Anbieter ins Spiel: Die KI- bzw. Automatisierungslösung analysiert eingehende Belege, erstellt Buchungsvorschläge und verbucht sie nach einer gewissen Lernphase von selbst, so dass nur noch ein Bruchteil der Buchungen manuell überprüft und angepasst werden müssen. Fragen Sie konkret nach den Automatisierungs- und KI-Lösungen bei Ihrem Software-Anbieter nach und schaffen Sie damit die Grundlage für Ihre KI-Beratungsassistenten.

Übrigens: deshalb wird die Erstellung einer qualitativ hochwertigen Buchführung immer ein wichtiger Bestandteil bleiben. Denn nur mit geprüften Zahlen, die die Unternehmensrealität widerspiegeln, kann die KI vernünftige Ergebnisse und Beratungsvorschläge machen. Hierzu auch der Beitrag "Die Fibu ist tot – lang lebe das Rechnungswesen".

Die Echtzeit-Buchführung ist also die Grundlage für die laufende Analyse mit Vorschlägen für Beratungschancen, sei es die Anpassung der Steuer-Vorauszahlung, Unterstützung bei Investitionsvorhaben, Tipps zum Forderungsmanagement oder Umstrukturierung von Darlehen.

Kia, die BWL-Zauberin mit Businessblick

Kia denkt in Strategien und Kennzahlen. Sie liebt GuV, BWA und den Cashflow – aber in Farbe und mit Ampelindikatoren. Kia hat ein Faible für Power BI, Dashboard-Denken und „Was-wäre-wenn“-Szenarien.

Was Kia kann – ein paar Beispiele:

  • Finanzzahlen visuell aufbereiten: Statt kryptischer Listen bekommen Ihre Mandanten visuell ansprechend gestaltete Dashboards mit Aussagen wie: "Ihre Rentabilität liegt 8 Prozent über dem Vorjahr – stark."
  • Risiken früh erkennen: Kia schlägt Alarm, wenn die Liquidität gefährlich schrumpft oder sich das Lager dreht wie ein Kirmeskarussell.
  • Business-Szenarien durchspielen: Was passiert, wenn der Hauptkunde abspringt? Oder die Löhne steigen? Kia spielt das durch – in Sekunden. Sie plant die Zukunft mit Ihnen – datenbasiert, nicht aus dem Bauch heraus.

Kurz: Kia hilft, aus Ihren Zahlen echte Steuerungselemente zu machen – und gibt Ihnen die Mittel in die Hand, um nicht nur steuerlich zu beraten, sondern unternehmerisch zu begleiten.

Was Kia braucht: Tools, die Zahlen zum Sprechen bringen

Kia ist ein visuelles Wesen. Sie denkt in Kennzahlen, Dashboards und Trendpfeilen. Fragen Sie auch hier mal bei Ihrem Software-Hersteller nach, welche Visualisierungs-Lösungen schon vorhanden sind. Bei Addison kommt beispielsweise Power-BI zum Einsatz.

Microsoft Power BI ist grundsätzlich ein ziemlich mächtiges Visualisierungs-Tool mit KI-Funktionen – denn hier können Sie auch als Berater selbst Szenarien simulieren und in natürlicher Sprache Fragen stellen, etwa:
"Wie war die Umsatzentwicklung im Produktbereich X im Vergleich zum Vorjahr?"

Kia liebt solche Fragen. Sie hat nämlich keine Angst vor großen Excel-Dateien.

Klara – Ihr KI-Scout fürs nächste Mandantengespräch

Während Kilian mit Zahlen jongliert und Kia mit Dashboards glänzt, hat Klara bereits alles gelesen, was es zur Branche Ihres bestehenden oder künftigen Mandanten zu wissen gibt. Sie ist die stille Analystin im Hintergrund – immer auf dem neuesten Stand, immer vorbereitet.

Was Klara kann – ein paar Beispiele:

  • Branchen-Insights recherchieren: Ob Handwerk, Onlinehandel oder Pflegedienst – Klara liefert eine knackige Zusammenfassung zur aktuellen Branchenlage, Förderungen, Risiken und Chancen.

  • Trends erkennen und einordnen: Gibt es neue Technologien, Marktveränderungen, gesetzliche Entwicklungen oder gesellschaftliche Umbrüche, die den Mandanten betreffen könnten? Klara sagt es Ihnen – verständlich, pointiert und mit Relevanz.

  • Strategischen Beratungsbedarf ableiten: Auf Basis der Recherche schlägt sie Ihnen vor, welche Themen Sie im Gespräch ansprechen könnten:
    „Nachhaltigkeit wird in der Branche X zum Wettbewerbsfaktor – sprechen Sie die Mandantin auf ihre Investitionsstrategie an.“
    „Der Fachkräftemangel spitzt sich laut Branchenverband zu – Zeit, über Lohnmodelle und Boni zu sprechen.“

Was Klara braucht – KI mit Recherchequalitäten

  • Perplexity mit der Funktion "Forschung" ist das ideale Recherchetool für allgemeine Branchentrends. Per individuellem Rechercheprompt, der auf das Mandat zugeschnitten ist, jedoch keine konkreten Mandantendaten preisgibt: "Fasse mir zusammen, welche Herausforderungen und Chancen es 2025 für eine Zahnarztpraxis in Bayern gibt."

  • Mit Perplexity Räume oder NotebookLM kombinieren Sie die Recherche mit Ihrer eigenen Wissensdatenbank, Textbausteinen und aktuellen Quellen.

Fazit: Beratung mit Rückenwind

Mit Kilian, Kia und Klara holen Sie sich drei KI-Assistenten ins Boot, die Ihnen den Rücken freihalten – für das, was Sie wirklich tun wollen: Beraten. Gestalten. Entwickeln.

So viel ist klar: KI kann viel – aber sie braucht jemanden, der sie anleitet, überprüft und in den richtigen Kontext stellt. Und das sind immer noch Sie.

Denn gute Beratung entsteht nicht durch Tools allein. Sie entsteht durch kluge Menschen, die sich trauen, neue Werkzeuge zu nutzen – und ihre eigene Erfahrung, Intuition und Menschenkenntnis mit der Power von KI verbinden.

Die neue Rollenverteilung? Kilian rechnet. Kia visualisiert. Klara recherchiert. Und Sie? Sie glänzen.

Die Gretchenfrage zum Schluss:

Schöne Fantasie oder reale – datenschutzkonforme - Beraterwelt?

Vielleicht denken Sie jetzt, dass das nur eine schöne Fantasie ist und zumindest in Deutschland / Europa aufgrund der Datenschutzbestimmungen nicht einsetzbar ist?

Denn es ist klar, dass es für Steuerberaterinnen und Steuerberater von zentraler Bedeutung ist, dass der Einsatz von KI-Technologien datenschutzkonform ist und die Vertraulichkeit der Mandantendaten gewährleistet ist.

Deshalb gilt es bei allen Lösungsansätzen immer zu prüfen und sicherzustellen, dass die Mandantendaten in einem geschützten Raum bleiben und nicht irgendwo in der Cloud landen.

Doch wer genauer hinschaut, entdeckt bereits heute anwendbare Lösungen.

Weiterführende Informationen und Hinweise

  • Sie möchten mit Ihren klassischen Dienstleistungen echten Mehrwert bieten? Dann melden Sie sich zur halbtägigen Berater-Werkstatt der Kanzleioptimisten an. https://kanzleioptimisten.de/beraterkanzlei/

  • Wer sich in der Microsoft Welt zu Hause fühlt, kann sich mit dem Copilot eine komplett geschützte Umgebung schaffen, in der auch auf alle Mandantendaten zugegriffen werden kann. Hierzu empfehle ich das Video Microsoft Copoliot Usecases für Steuerberater von Alexander Hassenpflug.


Zur Person

Angela Hamatschek Angela Hamatschek ist Kanzleiberaterin und Partnerin des delfi-net Steuerberater-Netzwerk mit rund 90 Kanzleien bundesweit. Bei den "Kanzleioptimisten" hält sie Webinare und Workshops zur Kanzleientwicklung und in ihrem Podcast "Leseoptimistin" bespricht sie regelmäßig Managementbücher.