13.06.2022 | Kanzleiporträt

Vollgas auf allen Kanälen

Von Alexandra Buba

Über 70.000 Abonnent*innen auf Youtube und Stellenanzeigen für Texter und Social Media-Expertinnen sind nichts Ungewöhnliches in manchen Branchen. In der Steuerberatung allerdings lässt so etwas aufhorchen, zumal wenn es nicht um eine Großkanzlei, sondern um ein 22 Mitarbeitende zählendes Büro in Regensburg geht. Dahinter steckt ein überaus ambitionierter 34-jähriger Steuerberater.

StB Roland Elias
Foto: © StB Roland Elias

Wenn gerade an der amerikanischen Börse die Technologiewerte einbrechen, dann mag das manchem als Indiz dafür scheinen, dass in diesem Segment viel heiße Luft für teuer Geld gehandelt wurde und hinter manchem Hype wenig Substanz steckt. Das bedeutet aber nicht, dass Social Media als ganz wesentlicher Kommunikationskanal für die allermeisten Branchen an Bedeutung verlieren wird, im Gegenteil, es scheint eher so, als würde ein bisschen Normalität in allzu Euphorisiertes auf den Boden der Realwirtschaft absenken und griffiger machen.

Leute, die frühzeitig verstanden haben, welchen Raum die Kommunikation im Internet bietet, findet man ja auch nicht nur im Silicon Valley, sondern auch im beschaulichen Regensburg, nicht nur in Glamour Startup-Blasen, sondern auch in der Steuerberatung. StB Roland Elias kann es zum Beispiel, ganz ruhig und unaufgeregt erklären, was Steuern auf Youtube zu suchen haben und warum es sich lohnt, seinen Kanal zu abonnieren. Inzwischen lassen sich mehr als 70.000 Menschen von "Steuern mit Kopf" erklären, wie das zum Beispiel mit den Reisekosten läuft und und das vermutlich ebenso selbstverständlich, wie sie sich in anderen Foren das Verspachteln eines Risses zeigen lassen.

„Steuern mit Kopf“

"Steuern mit Kopf" ist heute eine eigene Firma, an der sechs Leute mitarbeiten, Studierende und Beratende, die sich gemeinsam um Inhalte, aber auch um Schnitt oder Suchmaschinenoptimierung kümmern. Primärer Zweck des Kanals ist es, die eigenen Kanzleidienstleistungen und -produkte zu vermarkten und Neumandate zu akquirieren. Die Kanzlei Elias bietet neben klassischer Beratung etwa auch einen Online-Kurs für Gründer, ihr Eigentümer hat ein Buch geschrieben, das er auf diese Weise bewirbt.

"Pro Monat erhalten wir rund 100 qualifizierte Anfragen über Youtube, etwa 40 davon überführen wir in Mandate", sagt Roland Elias. Denn längst nimmt die 1972 von seinem Vater Rainer Elias gegründete Kanzlei keine BMW-Mandate mehr an, digitales Arbeiten und eine gewisse Unternehmensgröße sind Voraussetzung, wenn man Mandant oder Mandantin bei der Kanzlei Elias werden will. Ist man Gründender, müsse man bereit sein, Vollgas zu geben, in einem Jahr eine Million Umsatz anstreben. Alles andere sei nichts, dem der Berater eine Zukunft gebe. Etwa 700 Mandantinnen und Mandanten betreut die Kanzlei derzeit, allein im vergangenen Jahr hat Elias 12 neue Mitarbeitende eingestellt, bei der Übernahme im Jahr 2019 hatte sein Vater Rainer Elias lediglich drei Mitarbeiterinnen beschäftigt.

200 Mitarbeitende bis 2032

Die steile Wachstumskurve hatte ihren Preis, nicht alle Mitarbeitenden wollten sie mitgehen, da neben maximalem Einsatz auch die absolute Bereitschaft zu permanenter Veränderung gefragt ist, vor allem im Bereich der Technologie. Denn seit Februar gehört auch eine eigene Softwarefirma zur Unternehmensgruppe, die zum Beispiel ein Tool für die automatisierte Mandatsannahme entwickelt hat, das unabhängig von Datev digitale Kennenlerngespräche oder Terminbuchungen erlaubt.

Der Kurs ist klar: Wachstum, weiterhin steil und mit größtmöglicher Automatisierung und Effizienz. Zielgröße sind 200 Mitarbeitende bis 2032. Für den 34-jährigen Steuerberater ist dies die einzige folgerichtige Strategie, die eine moderne Kanzlei verfolgen kann, "der Einzelkämpfer ist tot", sagt er, "die Materie wird immer komplexer, die Bürokratie immer überbordender, und ich möchte in 20 oder 30 Jahren einen Unternehmenswert haben, der meinen Lebensstandard sichert."

Lust, Neues auszuprobieren

Seinen Drive beziehe er aus der Lust, Neues auszuprobieren, sagt Elias, der eine einjährige Tochter hat, die neben seiner Hündin einen Großteil der freien Zeit ausfülle. "60 oder 70 Stunden wie früher arbeite ich heute nicht mehr, da ich ja auch für die Familie da sein will", so der Steuerberater. Zu Beginn seiner Berufstätigkeit 2013 waren überlange Arbeitszeiten die Regel, denn neben der 40-Stunden-Woche im väterlichen Betrieb während seiner Ausbildung zum Steuerfachangestellten begann er bereits einen Steuerblog zu schreiben, der auch heute noch existiert.

Ganz selten frage der Vater, der seit 2019 komplett raus sei, ob das nicht alles vielleicht ein wenig zu schnell gehe. Das glaubt Roland Elias nicht, Entlastung schafft er sich durch eine Partnerin, die im Juni neu in die Kanzlei kommt. Dann sollen die Aufgaben sauber aufgeteilt und Freiräume für eine unbeschwerte Urlaubswoche entstehen. Mittelfristiges Ziel ist schließlich der Aufbau einer vollständigen Online- und Digitalkanzlei, schon heute arbeiteten 60 Prozent der Mitarbeitenden im Homeoffice, Tendenz steigend. 


Zur Person

StB Roland EliasSteuerberater Roland Elias ist seit dem Jahr 2019 Kanzleiinhaber der Steuerkanzlei Elias in Regensburg (www.steuerberater-elias.de). Er hat die Kanzlei von seinem Vater Rainer Elias gekauft. Nach seiner Ausbildung zum Steuerfachangestellten absolvierte er ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der OTH Regensburg. Roland Elias ist zudem Youtuber und Autor. "Steuern mit Kopf" ist Deutschlands größter Youtube-Channel zum Thema Steuern (www.youtube.com/c/SteuernmitKopf). Mittlerweile finden sich dort mehr als 70.000 Abonnenten. Daneben ist Elias in diversen Livestreams und auch auf Instagram aktiv.

Alexandra BubaAlexandra Buba ist freie Journalistin und spezialisiert auf die Themen der Steuerberatungsbranche (www.medientext.com). Sie schreibt regelmäßig für die STB Web-Redaktion.

 


Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 13.06.2022, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.