14.08.2018 | Beschäftigung & Gesellschaft

Arbeitsbedingungen von Pflegenden: Studie vergleicht drei Länder

Die Hans-Böckler-Stiftung hat eine Studie erstellen lassen, die die Arbeitsbedingungen von Pflegenden in Deutschland, Schweden und Japan vergleicht. Noch am besten ist die Situation danach in Schweden.

DKB

Ein Best Practice-Beispiel, das gute Leistungen für Pflegebedürftige, gute Arbeitsbedingungen für Pflegende und eine gesicherte Finanzierung zusammenbringt, gibt es bislang in keinem Land; interessante Unterschiede dagegen schon. Das zeigt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie, die die Situation in Deutschland, Schweden und Japan vergleicht.

Zeitdruck, Erschöpfung und prekäre Arbeitsverhältnisse sind demnach unter den Pflegekräften in allen drei Ländern verbreitet. Schweden tut sich immerhin durch eine umfassende Qualifizierungsstrategie hervor. In Japan ist der Männeranteil in der stationären Versorgung vergleichsweise hoch. Deutschland verfügt im Ländervergleich über ein relativ hohes Qualifikationsniveau in der ambulanten Pflege, während die stationären Einrichtungen in dieser Hinsicht relativ schlecht dastehen. Außerdem haben es Beschäftigte mit Migrationshintergrund hierzulande vergleichsweise schwer.

Atypische Beschäftigung überall weit verbreitet

Der Auswertung zufolge ist zudem atypische Beschäftigung länderübergreifend weit verbreitet: Der Anteil der Teilzeitjobs in der ambulanten Pflege liegt in Japan und Schweden bei etwa 60 Prozent, in Deutschland bei über 70 Prozent. Prekäre Beschäftigungsformen machen im ambulanten Sektor in Deutschland unabhängig vom Träger etwa ein Fünftel aus.

Belastend ist die Pflege alter Menschen in allen drei Ländern: Von regelmäßigem Zeitdruck berichten 54 Prozent der ambulanten Pflegekräfte in Deutschland, 35 Prozent in Japan und 37 Prozent in Schweden. Wöchentlich Überstunden fallen bei 52 Prozent der Deutschen, 28 Prozent der Japaner und 13 Prozent der Schweden an. Noch schlimmer sieht es im stationären Bereich aus: Zeitdruck ist hier bei 73 Prozent der Deutschen, 53 Prozent der Japaner und 40 Prozent der Schweden an der Tagesordnung.

In Japan viele Männer in der stationären Pflege

Der Frauenanteil in der Altenpflege beträgt fast überall mehr als 90 Prozent. Die einzige Ausnahme stellt der stationäre Bereich in Japan dar, wo 35 Prozent der Beschäftigten junge Männer sind. Die Arbeitsbedingungen dort sind insofern typisch „männlich“, als es fast nur Vollzeitjobs gibt. Auch das Qualifikationsniveau ist höher als im ambulanten Bereich. Das Gleiche gilt allerdings auch für die körperlichen und seelischen Belastungen.

Dass der Pflegeberuf auch für Männer attraktiv werden kann, wenn sozial abgesicherte Vollzeit die Norm ist, zeige der stationäre Sektor in Japan. Allerdings werde an diesem Beispiel auch deutlich, dass Normalarbeit allein kein Garant für hohe Arbeitszufriedenheit ist. Zusätzlich brauche es unter anderem eine adäquate Ausbildung, ausreichend Personal und Gestaltungsspielräume für die Beschäftigten.

(Hans-Böckler / STB Web)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 14.08.2018, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.