29.12.2017 | Szenario

Untersuchung zur Schuldentragfähigkeit der deutschen Unternehmen

Eine Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank könnte deutsche Unternehmen, die traditionell hoch verschuldet sind, vor große Herausforderungen stellen. Die Creditreform Wirtschaftsforschung untersuchte auf Basis von Bilanzdaten von rund 7.400 Unternehmen mögliche Auswirkungen für die Schuldentragfähigkeit.

Deutsche Unternehmen sind in hohem Maß von Banken und Kreditgebern abhängig. Trotz der historisch niedrigen Kreditzinsen und einer allgemein guten Ertragslage konnten viele Unternehmen ihre Zinsaufwendungen zuletzt nicht aus dem operativen Geschäftsergebnis finanzieren. Dieser Anteil würde entsprechend ansteigen, wenn sich die Finanzierungsbedingungen verschlechtern, weil die Zinsen steigen.

Die Experten entwickelten drei Szenarien mit einem unterschiedlichen Anstieg der Zinsen für Firmenkredite und stellten fest:

  • Ein moderater Zinsanstieg für langfristiges Fremdkapital um plus 1,5 Punkte durch den Kreditgeber würde die Schuldentragfähigkeit verringern und den Anteil der Unternehmen, die keine adäquate Zinsdeckung erreichen, um 1,5 Prozentpunkte ansteigen lassen (16,9 Prozent der Unternehmen).
  • Bei einer Erhöhung der Zinsen um drei Prozentpunkte für die Unternehmensfinanzierung würde fast jedes fünfte Unternehmen (19,3 Prozent) keine adäquate Zinsdeckung mehr erreichen. Das heißt: Die erwirtschafteten Erträge (EBIT) würden bei diesen Unternehmen bei weitem nicht ausreichen, um die Zinsen für die aufgenommenen Kredite zu bedienen (Anstieg der betroffenen Unternehmen um 3,9 Prozentpunkte).
  • Selbst ein moderater Zinsschritt (plus 1,5 Basispunkte) in Verbindung mit einem Ertragsrückgang (um ein Fünftel) aufgrund einer schwächeren Konjunkturentwicklung würde die Schuldentragfähigkeit der Unternehmen spürbar belasten. 18,5 Prozent der Unternehmen hätten dann keine ausreichende Zinsdeckung mehr.

Ein künftiger (spürbarer) Zinsschritt würde insbesondere den Dienstleistungssektor belasten. Der Handel wäre weniger stark betroffen. Regional betrachtet wäre die Wirtschaft in den südlichen Bundesländern Deutschlands besser gegen eine Zinserhöhung gewappnet als die in den nördlichen Bundesländern.

(Creditreform / STB Web)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 29.12.2017, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.