08.09.2016 | Studie

Mittelständler sehen Wettbewerbsdruck durch Internetfirmen eher gelassen

Vier von fünf Mittelständlern in Deutschland haben in den Jahren 2013 bis 2015 Projekte zum Ausbau ihrer Digitalisierung durchgeführt Digitalisierung ist im Mittelstand also längst kein Fremdwort mehr. Die Mehrheit der Unternehmen gab hierfür jedoch weniger als 10.000 Euro im Jahr aus.

Nahezu alle Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten haben in den zurückliegenden drei Jahren Digitalisierungsprojekte durchgeführt. (Foto: © Sergey Nivens - Fotolia.com)

Digital fortgeschrittene Unternehmen unterscheiden sich von anderen darin, dass sie häufiger nicht nur in Technologie, sondern auch in Kompetenzen investieren. Nur wenige Unternehmen sehen sich dabei einem zusätzlichen Wettbewerbsdruck durch Start-ups oder Internetfirmen ausgesetzt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie, die das ZEW, Mannheim, in Zusammenarbeit mit dem infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH im Auftrag der KfW Bankengruppe durchgeführt hat. 

Was versteht man unter Digitalisierungsprojekten?

In der Studie wurden rund 2.100 mittelständische Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes und ausgewählter Dienstleistungsbranchen mit mindestens fünf Beschäftigten und höchstens 500 Millionen Euro Umsatz befragt. Unter  Digitalisierungsprojekten werden Projekte gefasst, die die Digitalisierung und die damit zusammenhängenden Kompetenzen im Unternehmen ausbauen. Nicht berücksichtigt sind Routine- und Ersatzinvestitionen in Informationstechnologie. Bei technologischen Projekten werden Neuerungen wie zum Beispiel leistungsfähigere Hard- und Software oder eine neue Webseite im Unternehmen eingeführt. Kompetenzprojekte umfassen Aktivtäten wie Weiterbildung und Beratung.

Mangelnde IT-Kompetenzen der Beschäftigten häufigstes Hemmnis

Nahezu alle Unternehmen mit 50 und mehr Beschäftigten haben in den zurückliegenden drei Jahren Digitalisierungsprojekte durchgeführt. Auch bei den kleineren Unternehmen sind es rund 80 Prozent. Einer großen Gruppe mit geringen Ausgaben stehen fünf Prozent der Mittelständler gegenüber, die 100.000 Euro und mehr jährlich ausgeben. Unternehmen, die in Bezug auf ihren Digitalisierungsgrad als Vorreiter angesehen werden können, haben zu 93 Prozent technologische und zu 84 Prozent  Kompetenzprojekte durchgeführt, bei den Nachzüglern waren es hingegen 70 Prozent bei den technologischen Projekten und nur 45 Prozent bei den  Kompetenzprojekten. Mangelnde IT-Kompetenzen der Beschäftigten werden überdies am häufigsten als Hemmnis
der Digitalisierung genannt.

Mittelstand hat keine Angst vor innovativen Start-ups

Etwa die Hälfte der Unternehmen hält es für wahrscheinlich, dass sie in Zukunft infolge der Digitalisierung flexibler auf  Kundenwünsche reagieren müssen, ein gutes Drittel antizipiert zunehmenden Preisdruck. Hingegen halten es nur sechs Prozent der Unternehmen für sehr wahrscheinlich und elf Prozent für wahrscheinlich, dass Start-ups oder marktfremde Internetfirmen ihnen Konkurrenz machen werden. "Wettbewerb durch Digitalisierung wird von den Unternehmen eher in traditionellen Wettbewerbsdimensionen wie Preis und Servicequalität erwartet. Die meisten Unternehmen rechnen nicht damit, ihren Markt an eine Internetfirma zu verlieren", erläutert PD Dr. Marianne Saam, Senior Researcher im ZEW-Forschungsbereich "Informations- und Kommunikationstechnologien" sowie Projektleiterin der Studie.
 
Die Studie findet sich hier zum Download.

(ZEW / STB Web)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 08.09.2016, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.