02.02.2016 | Studie

Rente: Deutsche schlecht abgesichert

15 Jahre nach der Rentenreform stellt die Hans-Böckler-Stiftung ihr ein schlechtes Zeugnis aus: In Deutschland betrage das Rentenniveau gerade einmal zwei Drittel des österreichischen, in OECD-Vergleichen rangiert die Bundesrepublik am unteren Rand.

In Österreich konzentriert sich die Altersversorgung nach wie vor weitgehend auf die umlagefinanzierte Gesetzliche Rentenversicherung (GRV), in die auch die Selbständigen einbezogen wurden und deren Bestimmungen schrittweise für Beamte zur Anwendung kommen. In Deutschland wurde und wird über die kommenden Jahre das Niveau der gesetzlichen Rentenzahlungen dagegen deutlich reduziert, um den Beitragssatz in der gesetzlichen Rentenversicherung zu stabilisieren. Die geringeren Leistungen sollte vor allem die private, aber staatlich subventionierte, Riester-Vorsorge ausgleichen.

Dadurch erhielten im Jahr 2013 langjährig (mindestens 35 Jahre) und besonders langjährig (mindestens 45 Jahre) versicherte Männer, die neu in Rente gingen – die Einschränkung auf Männer erfolgt, weil hier in der Regel von durchgehender Vollzeitbeschäftigung ausgegangen werden kann – in Deutschland im Durchschnitt 1.050 Euro monatliche Altersrente. In Österreich kam ein vergleichbarer Neurentner dagegen auf 1.560 Euro – bei 14 Auszahlungen pro Jahr. Auch für die heute Jüngeren sind die Rentenperspektiven in Österreich wesentlich besser als in Deutschland.

Deutlich höherer Beitragssatz in Österreich

Die deutlich höheren GRV-Leistungen in Österreich sind mit einem deutlich höheren Beitragssatz verbunden. Er beträgt seit 1988 unverändert 22,8 Prozent, in Deutschland sind es im Jahr 2015 18,7 Prozent. Die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft haben die höheren Lohnnebenkosten zur Alterssicherung offenbar nicht gebremst, betonen die Wissenschaftler. Die wichtigsten Rahmendaten zeigen: Auch bei einem höheren Rentenbeitrag und insgesamt stärker steigenden Arbeitskosten seit der Jahrtausendwende hat sich die österreichische Wirtschaft in diesem Zeitraum deutlich kräftiger entwickelt. Während das Bruttoinlandsprodukt in Österreich von 2000 bis 2014 um 23 Prozent zunahm, betrug das Wirtschaftswachstum in Deutschland 17 Prozent.

Erwartungen an Kapitaldeckung haben sich nicht erfüllt

Einen wichtigen Grund für das schwächere Abschneiden des deutschen Alterssicherungssystems sehen die Wissenschaftler darin, dass sich die Erwartungen, die zur Jahrtausendwende mit einem teilweisen Umstieg auf Kapitaldeckung verbunden waren, nicht erfüllt haben. Die deutlichen Reduzierungen in der gesetzlichen Rentnversicherung werden durch die kapitalgedeckten Ergänzungen oft nicht ausgeglichen. Viele Riester-Verträge bringen nach Einschätzung der Wissenschaftler nicht die Renditen, die nötig wären, um Lücken in der gesetzlichen Rente auszugleichen. Das zeige sich an den hohen Gebühren und am stetig sinkenden Garantiezins, der von 4 Prozent im Jahr 2000 auf mittlerweile nur noch 1,25 Prozent herabgesetzt wurde.

Nicht nur im Vergleich mit Österreich schneidet Deutschland beim gesetzlichen Rentenniveau schlecht ab: Es nimmt auch in internationalen Vergleichen der OECD einen Platz am unteren Rand ein. Diese Differenz drückt sich unter anderem im so genannten Rentenniveau aus. Es beziffert, wie hoch die Rente eines „Standardrentners“ im Verhältnis zum mittleren Einkommen ist. Für Österreich weist die neueste OECD-Projektion ein zukünftiges Rentenniveau von 78,1 Prozent (brutto, vor Steuern und Sozialabgaben) und 91,6 Prozent (netto) aus. In Deutschland ist das zukünftige Rentenniveau der GRV hingegen weitaus niedriger: 37,5 Prozent brutto und 50,0 Prozent netto.

(Hans-Böckler-Stiftung / STB Web)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 02.02.2016, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.