15.12.2015 | Arbeitsmarkt

Studie: Digitalisierung wird nur sehr wenige Berufe verschwinden lassen

Kaum ein Beruf ist derzeit vollständig durch Computer ersetzbar. Nur 0,4 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten in Berufen, die durch Computertechnologie und Automatisierung komplett verschwinden könnten. Dazu gehören vor allem Berufe im Bereich der Industrieproduktion.

Insgesamt sind 15 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland dem Risiko ausgesetzt, dass innerhalb ihres Berufs mehr als 70 Prozent der Tätigkeiten durch Computer oder computergesteuerte Maschinen übernommen werden könnten. Bei sozialen und kulturellen Dienstleistungen ist  die Wahrscheinlichkeit dagegen vergleichsweise gering, dass die beruflichen Tätigkeiten demnächst von Computern erledigt werden. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Montag veröffentlicht wurde. Der größte Teil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, etwa 45 Prozent, arbeitet in Berufen mit einer mittleren Substituierbarkeit. Das heißt, dass zwischen 30 und 70 Prozent der Tätigkeiten eines Berufs potenziell durch Computer erledigt werden können.

Qualifikation schützt nur bedingt vor Automatisierung

Die Studie zeigt auch, dass Bildung und Qualifikation erst ab einem bestimmten Punkt dem Risiko entgegenwirken, dass berufliche Tätigkeiten von Computern übernommen werden könnten. So weisen Helferberufe, für die typischerweise keine berufliche Ausbildung erforderlich ist, mit 45 Prozent ein etwa gleich hohes Substituierbarkeitspotenzial auf wie Fachkraftberufe, für die eine mindestens zweijährige Ausbildung absolviert werden muss. Dagegen ist bei Berufen, für die man eine Meister- oder Technikerqualifikation braucht, das Substituierbarkeitspotenzial mit rund 30 Prozent deutlich geringer. Bei Berufen, für die mindestens ein vierjähriges Hochschulstudium erforderlich ist, liegt das Substituierbarkeitspotenzial bei weniger als 20 Prozent.

Umgekehrt entstehen neue Tätigkeiten

Insgesamt sprächen die Ergebnisse dafür, dass die Befürchtungen eines massiven Beschäftigungsabbaus im Zuge der Digitalisierung derzeit unbegründet seien, erläutern die Forscher. Es würden keineswegs nur Tätigkeiten wegfallen, sondern auch neue entstehen. In der Gesamtbilanz könnte es daher sogar einen positiven Beschäftigungseffekt geben.

Innerhalb der Berufe werde es aber große Umbrüche geben. Entscheidend sei daher, Ausbildungen so zu gestalten, dass alle Auszubildenden mit den neuesten technologischen Innovationen in ihrem Beruf vertraut gemacht werden. „Um das Wissen und Können auf dem neuesten technologischen Stand zu halten, wird (Weiter-)Bildung immer wichtiger – nicht nur für Geringqualifizierte, sondern auch für Fachkräfte“, schreiben die Forscherinnen.

(IAB / STB Web)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 15.12.2015, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.