19.05.2015 | Wirtschaft international

Unternehmensinsolvenzen 2014/15 in Europa

Erstmals seit dem Ausbruch der Finanzkrise ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa deutlich gesunken. In den EU-15-Ländern zuzüglich Norwegen und der Schweiz wurden im Jahr 2014 insgesamt 179.662 Unternehmensinsolvenzen registriert. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Zahl der Fälle um 10.193 Fälle (5,4 Prozent).

Auch in der Eurozone verringerten sich die Insolvenzzahlen (147.649 Fälle; minus 4,6 Prozent). Trotz dieser Positiventwicklung liegt die Zahl der jährlichen Insolvenzen in weiten Teilen Europas jedoch noch deutlich höher als vor Beginn der Wirtschaftskrise. Das ergibt die Analyse des Verbands der Vereine Creditreform e.V..

Deutlich spürbar sind die Nachwirkungen der jahrelangen Wirtschafts- und Finanzkrise in den GIIPS-Staaten (Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien). Der Anteil dieser Ländergruppe an allen Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa hat sich zwischen 2008 und 2014 von 9,0 auf 17,4 Prozent nahezu verdoppelt. Dagegen hat sich der Anteil Deutschlands am europäischen Insolvenzgeschehen auf 13,4 Prozent verringert. 2008 waren es noch 19,8 Prozent.

Weniger Insolvenzen im Baugewerbe

In allen vier Hauptwirtschaftsbereichen in Europa waren weniger Insolvenzen zu verzeichnen. Stark ausgeprägt war die Positiventwicklung im Verarbeitenden Gewerbe, wo die Insolvenzzahl binnen eines Jahres um 8,5 Prozent sank. Weiter beruhigt hat sich das Insolvenzgeschehen im Baugewerbe (minus 5,9 Prozent) – europaweit wurden noch etwa 37.000 Insolvenzen von Baufirmen registriert – sowie im Handel (minus 3,6 Prozent). Ein Großteil der Insolvenzfälle entfiel erneut auf den Dienstleistungssektor (ca. 66.300 Fälle bzw. 37,0 Prozent aller Insolvenzen). Handel und Gastgewerbe machen knapp ein Drittel aller Unternehmensinsolvenzen aus (31,7 Prozent), das Baugewerbe ein Fünftel (20,6 Prozent). Gegen den Trend verzeichnete Frankreich mehr Bauinsolvenzen. Steigende Insolvenzen im Handel und Gastgewerbe gab es in Österreich und der Schweiz.

Mehr Pleiten in Osteuropa, Verdopplung in der Ukraine

In den osteuropäischen Ländern, zu denen Daten vorliegen, erhöhte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auf einen neuen Höchststand von 99.671 Fällen (plus 3,6 Prozent; 2013: 96.188). Ursache ist u. a. der weiter ungelöste Konflikt zwischen der Ukraine und Russland, der beispielsweise ein Wirtschafts- und Handelsembargo nach sich zog. Die Ukraine steckt in der einer tiefen Rezession. Entsprechend verdoppelte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen binnen eines Jahres auf 17.597 Fälle (plus 99,7 Prozent). In Russland erhöhte sich die Zahl der Insolvenzverfahren 2014 ebenfalls – 14.514 Fälle wurden registriert (plus 10,4 Prozent). Damit hat die anhaltende Krise die Bestandsfestigkeit der Unternehmen in beiden Ländern belastet.

In den Vereinigten Staaten hat die Gesamtzahl der Insolvenzen erstmals seit 2007 wieder die Marke von einer Million unterschritten. Hier hat sich die wirtschaftliche Lage weiter gefestigt.

Weiterführunde Informationen:

Die Analyse kann auf der Website von Creditreform als PDF heruntergeladen werden.

(Creditreform / STB Web)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 19.05.2015, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.