10.10.2018 | Sozialforschung

Studie: Faire Erbschaften fördern soziale Gleichheit

Soziale Gleichheit ist einer Studie zufolge auch das Ergebnis historischer Erbpraktiken. Deutsche Gemeinden, in denen innerhalb von Familien gerecht vererbt wurde, sind demnach offenbar bis heute sozial ausgewogener. Umgekehrt gilt: Wenn Männer oder Erstgeborene das Erbe allein antraten, verstärkt das soziale Ungleichheit.

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Deutsche Gemeinden, in denen Familien gerecht vererbten, haben bis heute mehr Frauen in Kommunalparlamenten. (Foto: © maho - Fotolia.com)

Diese Auswirkungen historischer Erbpraktiken belegt ein Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Konkret wurden landwirtschaftliche Erbpraktiken im 19. Jahrhundert untersucht. Diese variierten in Deutschland von Gemeinde zu Gemeinde stark. Somit lasse sich der Zusammenhang von historischen Erbschaften und sozialer Gleichheit auf lokaler Ebene gut untersuchen, so die Wissenschaftler. Um soziale Gleichheit zu messen, nutzt die Studie den Anteil von Frauen in Kommunalparlamenten und den Anteil von Adligen in Rotary Clubs.

Historische Erbpraktiken unterstützen soziale Gleichheit

Die Analysen zeigen, dass historische Erbpraktiken nachhaltig soziale Gleichheit geprägt haben. Gemeinden, in denen in der Vergangenheit fair vererbt wurde, sind bis zum heutigen Tage sozial ausgewogener. Dort sitzen mehr Frauen in Kommunalparlamenten und Mitglieder von Rotary Clubs tragen seltener adlige Namen. Faire Erbschaften unterstützen also historisch benachteiligte Gruppen – wie Frauen –, während sie historisch einflussreiche Gruppen – wie Adlige – eher bremsen.

Die Studie erklärt diesen Zusammenhang mit zwei Mechanismen: Erstens würden faire Erbsitten sicherstellen, dass Vermögen gleich verteilt wird. Dies erlaube es insbesondere Frauen, sich stärker gesellschaftlich einzubringen. Zweitens würden faire Erbsitten Menschen daran gewöhnen, dass Wohlstand zu teilen ist. „Diese Gewohnheit führt vermutlich dazu, dass sich Menschen stärker für Gleichheit einsetzen. Gleichheit wird dadurch zur Norm“, erklärt der Autor der Studie Anselm Rink.

Weiterführende Informationen:

Kurzfassung der Studie zum Download beim WZB

(WZB / STB Web)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 10.10.2018, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.