20.06.2017 | Erben & Schenken

Vermögensbildung: Wie wichtig sind Erbschaften?

Welche Rolle spielen Erbschaften bei der Vermögensbildung? Unter anderem diese Frage bewerteten die Sachverständigen in einer Anhörung des Ausschusses für Arbeit und Soziales am 19. Juni 2017 sehr unterschiedlich. Gegenstand der Anhörung war u.a. der Fünfte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung.

Die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA) und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) bewerteten den Effekt von Erbschaften auf die Vermögensverteilung als eher gering. Für den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI) sind dagegen Erbschaften eine so relevante Größe, dass sich eine Vermögenssteuer durchaus rechtfertigen ließe.

BDA-Vertreter Oliver Perschau kritisierte eine "teilweise verzerrte Darstellung" dieser Debatte in der Öffentlichkeit und verwies darauf, dass Erbschaften nur ein Drittel des Vermögens bei Wohlhabenden ausmache. Würde man dagegen die Rentenanwartschaften in die Vermögenberechnung mit einbeziehen, ergäbe sich eine um 25 Prozent niedrige Ungleichheit zwischen den Vermögen, so Perschau.

Konsequenzen in der Steuerpolitik?

WSI-Vertreterin Anita Tiefensee verwies darauf, dass Haushalte mit hohem Bildungsstatus meist auch Haushalte mit hohem Einkommen seien, die wiederum auch große Erbschaften zu verteilen hätten. Bei jenen Haushalten, die geerbt hätten, würde das Erbe 50 Prozent des Vermögens ausmachen, sagte Tiefensee. Sie forderte, Arbeit nicht länger höher zu besteuern als Kapitalerträge und die Einführung einer Vermögensteuer. Auch der DGB sprach sich dafür aus, "weil wir schon ein Gerechtigkeitsproblem haben, wenn zwei Drittel der Vermögenden angeben, dass eine Erbschaft eine relevante Wirkung auf das eigene Vermögen hatte", sagte DGB-Vertreter Martin Künkler.

Hierüber informierte der Pressedienst des Deutschen Bundestags (hib).

(hib / STB Web)

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